Brennereigeheimnisse – Verkostung & Genuss

Verkostung

Verkostung und Genuss von Edelobstbränden und Obstbrandlikören

Schnapsstamperl, so kalt, dass sie bei Zimmertemperatur beschlagen und sich Eis am Glas bildet, einen Schnaps aus dem Tiefkühlfach in dieselben gefüllt und dann in einem Zug hinter die Binde gekippt, ein Brennen von der Zunge bis in den Magen ist zu spüren … Soll so ein Edelobstbrand genossen werden? Wenn Sie dieser Meinung sein sollten, dann besorgen Sie sich am besten das Abfallprodukt einer guten Brennerei, den Vorlauf, denn dieser brennt wunderbar und hat keinerlei guten Geschmack.

Für Sie als Genießer haben wir die eine oder andere Anregung, Ihr Geschmackserlebnis noch zu steigern.

Neben der optimalen Trinktemperatur von ca. 18° C, welche ziemlich genau die von gutem Rotwein entspricht, spielt natürlich auch die Wahl des richtigen Glases eine Rolle. Es sollte eine runde, leicht bauchige Form aufweisen, an welche sich ein nicht zu dünner, jedoch auch nicht zu großer Schornstein anschließt. Durch diese Formgebung haben die Aromen die Möglichkeit, sich in dem nur teilweise befüllten Bauch zu entfalten, und über den Schornstein die Nase des Genießers zu erfreuen.

Die Nase mit dem Rachenraum ist übrigens für das Verkosten und Genießen von Edelobstbränden und Obstbrandlikören genauso wichtig, wie bei Wein oder Speisen, da wir auf der Zunge lediglich die vier Geschmacksrichtungen süß, salzig, sauer und bitter unterscheiden können. Für all die anderen, vielfältigen Eindrücke beim Genuss ist unsere Nase mit Ihren Millionen von Geschmacksknospen verantwortlich.

Qualität erkennen mit ein paar einfachen Proben.

Geben Sie ein paar Tropfen des Destillats auf Ihren Handrücken (selbstverständlich dürfen Ihre Hände weder eingecremt noch parfümiert sein), verreiben diese mit dem anderen Handrücken und riechen daran. Das ursprüngliche Aroma der Frucht sollte klar zu erkennen sein. Nach dem Verdunsten des Edelobstbrandes berühren Sie den einen Handrücken mit dem anderen – kleben diese leicht aneinander? Ja, dann können Sie mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Destillat gezuckert wurde.
Aber warum werden manche Destillate überhaupt gezuckert? Zucker ist ein sehr guter Aromaträger, was bedeutet, dass das im Destillat enthaltene Aroma verstärkt und die Schärfe des Alkohols sehr stark reduziert wird.

Halten Sie das Glas mit dem Edelobstbrand mit der Öffnung direkt an Ihr Auge und warten sie kurze Zeit. Fängt Ihr Auge an zu tränen, enthält das Destillat mit großer Wahrscheinlichkeit eine Spur Acrolein, eine chemische Verbindung, die durch Bakterien bei der Gärung verursacht wird.

Wir könnten ganze Bücher über die Verkostung von Edelobstbränden, Geschmacks- und Geruchsfehler füllen. Dies würde an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen. Wer sich intensiver mit der Sensorik von Edelobstbränden (wieder ein neuer Fachbegriff) beschäftigen möchte, sollte sich entsprechende Literatur in einer Fachbücherei besorgen. Gerne nennen wir Ihnen auf Anfrage auch einige Buchtitel, die sich mit dem gesamten Bereich der Herstellung von Edelobstbränden beschäftigt.